Radio ab. Auto aus. Schluss mit dem Pandemie-Wahnsinn. There is no Corona in Pannonia. Einmal mehr: Raus in die Natur! Das heutige Ziel: Rund um die Lange Lacke. Als man ihr ihren Namen gegeben hat, da war sie noch eine Lange Lacke. Auch auf der Karte, da geht das Wasser bis zum Fußweg. Heute ist sie ein kleines Pfüzchen. Rundherum ausgetrockneter Gatsch. Dennoch schön zum Anschauen.
„Hast du Lust auf einen Drink morgen Abend?“ schrieb Elisabeth gestern. „Bin wandern“ war meine Antwort. „Viel Spaß in den Bergen“ kam zurück. Witzig, dass wir wandern stets mit Bergen und dem Zurücklegen von Höhenmetern verbinden. Heute nicht. Am Horizont sehen wir an diesem glasklaren Tag den Schneeberg mit weißem Sahnehäubchen. Doch der ist weit weg. Wir sind im westlichsten Teil des eurasischen Steppengürtels unterwegs. Die höchste Erhebung wird gerade von einem motivierten Maulwurf erschaffen. Der Name Pannonia stammt noch aus der Zeit der römischen Provinz. Doch heute ist niemand zu sehen. Kein Römer und auch kein Pannonier. Bei der Anreise haben die Landwirte in den Dörfern noch an ihren Traktoren gehämmert und geschraubt um ihre Gerätschaft frühlingsfit zu machen. Niemand anwesend weit und breit. Nur die Weite, die dafür zahlreich.
Das Pannonia Rind verweilt noch im Winterquartier, dem kuscheligen duftenden Stall. Der Hornochse ist auch noch zu Hause und selbst die Büffelherde wagt noch kein Huf ins Freie. Wir sind alleine. Auch die ungarische Weidenotter verweilt noch im Winterschlaf, gut so. Immer wieder passieren wir Aussichtstürme die mich an Mitch Buchannon von der Baywatch-Brigade in Malibu erinnern. Doch auch die Rettungsschwimmer bestechen heute mit ausnahmsloser Abwesenheit. Als wir diese 9km-Tour recherchiert haben, stießen wir auf eine Beschreibung auf der Bergwelten-Seite mit dem Vermerk, dass es auf dieser Tour kaum Absturzgefahren gibt. Ich hatte beinahe Tränen in den Augen, wie es diese Flachland-Tour mit einem Höhenunterschied von 0,2 Meter auf die „Bergwelten“ Seite geschafft hat und das „kaum“ vor der Absturzgefahr nahm ich mit großer Erheiterung auf.
Zurück zur Runde. Ich liebe Ziehbrunnen. Auch wenn die wenigsten von ihnen noch aktiv sind, so löst ihr Anblick bei mir auch nach all den Jahren der Neusiedlersee-Umrundungen noch immer ein erhebendes Gefühl aus. Für mich sind sie zeitlose Kunstwerke wie etwa die Pyramiden von Gizeh. Majestätisch, jeder Witterung trotzend, edel und schön. Die warme Märzsonne krazt an den 20 Grad Celsius und erlaubt uns kurze Ärmel, während wir unser Antlitz mit geschlossenen Augen Richtung Süden drehen. Mit viel Phantasie machen unsere Nasenspitzen unsere Gesichter zu Sonnenuhren. Doch die Zeit ist uns heute egal. Mangels Zeitstress verweilen wir auf der alten Holzbank vor dem Ziehbrunnen und genießen seine Silhouette vor dieser wildromantischen Ebene. Erinnerungen an Namibia kommen in mir hoch. Burgenländischer Seewinkel. Pannonische Tiefebene. Lange nichts, und hinterm Horizont kaum etwas.
Die Natur tritt an. Vor-Frühlings-Explosionen bahnen sich an. Ein herrliches Gefühl das Sprießen der Knospen und Blüten staunend zu beobachten.
Es geht weiter. Abwärts. Nächstes Ziel: Der tiefste Punkt Österreichs. Nein, der liegt nicht in Favoriten. Und auch nicht in Floridsdorf. Sondern Mitten hier an einer Wegkreuzung in der Pannonischen Tiefebene. Am Weg hierher haben wir vorsorglich Druckausgleichs-Übungen praktiziert um für die Tiefe gerüstet zu sein.
Das soll der Mariannengraben von Österreich sein? Dieses staubige Fleckerl Feldwegkreuzung? Desillusioniert tauchen wir aus der Untiefe auf und belohnen diesen kalorienverbrennenden Kraftakt mit einem Lunch am See. Dank ausreichender Bewegung + Intervallfasten ist der Hunger riesig. Die Portionen nicht ganz so. Dennoch: Hunger gestillt! Ab in die Sonne zum Chillen. Ähnlich wie die sonnenanbetenden Enten in der wärmenden Frühlingssonne.
Fazit: Warum so weit fahren oder gar fliegen, wenn das Schöne und Gute so nah ist. Fahr nicht fort, bleib im Ort. Total regional. Tiefenentspannung garantiert.
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